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Siebeck, Wolfram



Siebeck, Wolfram





Wolfram Siebeck (* 19. September 1928 in Duisburg) ist ein deutscher Journalist und Gastronomiekritiker.

Siebeck ist der Sohn des Verwaltungsbeamten und späteren Wirtes Walter Siebeck. Aufgewachsen ist Siebeck in Essen und Bochum. Das Kriegsende 1945 erlebte er als Flakhelfer in Norddeutschland, wo er in Kriegsgefangenschaft geriet. Die britische Armee internierte ihn einige Monate auf der Insel Fehmarn.

In den ersten Jahren der Nachkriegszeit verdiente sich Siebeck seinen Lebensunterhalt mit dem Malen von Reklameschildern. Als 1948 zeitgleich mit der Währungsreform die WAZ gegründet wurde, bekam Siebeck dort eine Anstellung als Pressezeichner. Später arbeitete er zusammen mit seinem Freund Roland Topor.

Durch eine kleine Erbschaft begünstigt, konnte Siebeck ab 1950 die Werkkunstschule in Wuppertal besuchen. In diese Zeit fiel auch seine erste Reise nach Frankreich. Als Willy Fleckhaus 1958 in Köln die Zeitschrift Twen gründete, bekam Siebeck darin eine kulinarische Kolumne. Viele Jahre schrieb er auch für den Stern und die Zeit. Aktuell schreibt Siebeck eine monatliche Kolumne im Feinschmecker sowie eine wöchentliche in der Zeit (in der Tiefdruckbeilage ZeitMagazin Leben). Außerdem publizierte er auch immer wieder als Restaurantkritiker.

Ende der 1960er Jahre heiratete er Barbara, die in erster Ehe mit dem Fotografen Will McBride verheiratet war; aus deren Ehe waren drei Söhne hervorgegangen, für die Siebeck nun Stiefvater wurde. Die neue Familie ließ sich 1969 in dem Ort Widdersberg am Ammersee nieder. Von hier aus starteten Barbara und Wolfram Siebeck die ersten kulinarischen Reisen, vor allem nach Frankreich. Anfang der 1980er Jahre zog die Familie nach Schondorf.

Seit Ende der 1980er Jahre lebt Wolfram Siebeck mit seiner Frau Barbara auf der Burg „Schloss Mahlberg“ in der Nähe von Freiburg im Breisgau. Den Sommer verbrachten Wolfram und Barbara Siebeck bislang in Puy-St-Martin in der Nähe von Montélimar in Frankreich.

Wolfram Siebecks Kolumnen und auch seine Buchveröffentlichungen haben – laut eigener Aussage – nur ein Ziel: Die Leser sollen erfahren und dafür sensibilisiert werden, dass Essen und Trinken von höchster Qualität sein müssen. Siebeck kämpft in seinen Kolumnen und Büchern gegen Fast Food, Fertiggerichte, Lebensmittel aus den Discount-Läden, nicht artgerechte Tierhaltung, mangelhafte Tischkultur und die seiner Meinung nach durch und durch schlechte deutsche Küche. Sein Stil ist satirisch, sarkastisch, gestochen scharf und oftmals – absichtlich – verletzend.[1] Aber auch an Selbstironie und Selbstkritik lässt es Siebeck in den essayistisch angelegten Artikeln nicht mangeln.

Anfang der 1980er Jahre produzierte der Südwestfunk mit Siebeck eine zwölfteilige Kochsendung. Dazu hatte ihn der Dokumentarfilmer Roman Brodmann überredet. Brodmann war nicht nur ein politisch engagierter Filmer, er war auch ein Feinschmecker. Der Plan für die Kochsendungen sah so aus: für jede der Folgen (die live gesendet wurden) sollten hochdekorierte Köche zu Siebeck nach Hause eingeladen werden, um mit ihnen ein Menü zu kochen. Unter anderem kamen die Sterne-Köche Marc Haeberlin, Emile Jung, Hans Stucki, Heinz Winkler und ? Huber und ließen sich von Siebeck bekochen. Sie hatten nichts weiter zu tun, als im Wohnzimmer am gedeckten Tisch auf das Essen zu warten, während Siebeck in der Küche vor Brodmanns laufender Kamera die Topfdeckel aus den Händen fielen. Dann wurde das Menü gegessen, kommentiert und bewertet, wobei die Profiköche sich zu der einen oder anderen ironischen – oder sogar beißenden – Kritik hinreißen ließen. Trotzdem merkte man den Köchen, Brodmann und Siebeck stets an, wieviel Spaß ihnen die Sendung machte. Sie wurde so populär, dass sogar der Herald Tribune ausführlich darüber berichtete. Wegen des plötzlichen Todes von Brodmann wurde die Sendung nach der zwölften Folge eingestellt.

Literatur




"Alles Unappetitliche findet seinen Weg in die beliebten Mampf- und Schleckprodukte." - Zeit-Magazin, 14. Juni 1991

"Außer den Haaren ist fast alles essbar von einem Viech, schmeckt sogar köstlich, wenn es nur gut zubereitet wird." - Stern Nr. 14/2008 vom 27. März 2008, S. 124

"Gutes Essen kann gesundheitsschädlich sein, schlechtes ist es immer." - Zeit-Magazin vom 23. Mai 1975

"Ich habe gerade mal wieder einen Pferdebraten gemacht. Unglaublich zartes Fleisch, nicht die geringste Faser, dagegen ist so ein Rindsbraten etwas ganz Ordinäres." - Stern Nr. 14/2008 vom 27. März 2008, S. 126

"Ich möchte auf Reisen nicht schlechter untergebracht sein als zu Hause. Und bitte keine Designhotels: „Design ist modisch, nicht modern." - playboy, Portrait Wolfram Siebeck, "Der Vorkoster der Nation"

"Ich trennte die erste Hühnchenkeule ab. Was ich sah, war phantastisch." - Zeit-Magazin vom 12. März 1993

"Isst man die Keime mit, schläft man garantiert schlecht." - über schwerverdaulichen Winterknoblauch, Zeit-Magazin vom 18. Februar 1994

"Ob es sich um muslimische Einwanderer, Schwule oder um gefüllten Saumagen handelt, der deutsche Bürger weiß, wovor er sich fürchtet." - Stern Nr. 14/2008 vom 27. März 2008, S. 124

"Schlecht kochen kann jeder, aber nur die deutsche Hausfrau schafft es, darauf noch stolz zu sein."- playboy, Portrait Wolfram Siebeck, "Der Vorkoster der Nation"

"Sie müssen sich diesen Beruf so vorstellen: Sie sitzen auf einer Bank im Park und vergiften, wie üblich, die Tauben, da setzt sich eine junge Frau mit ihrem Kind neben Sie. Und Sie sagen: Junge Frau, so ein extrem hässliches Kind wie Ihres habe ich noch nie gesehen! - Das ist die Tragik meines Berufes, sie müssen den Leuten die Wahrheit sagen. Das ist nicht immer leicht." - über seinen Beruf als Restaurant-Kritiker, Stern Nr. 14/2008 vom 27. März 2008, S. 126