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Friedrich II.

Potsdamer Tafelrunde

Friedrichs II. Tafelrunde in Sanssouci


Das 1945 vernichtete Gemälde Adolph von Menzels aus dem Jahre 1850 zeigt die Tafelrunde Friedrichs des Großen im Marmorsaaal des Schlosses Sanssouci. Friedrich II. hinten in der Mitte, wendet sich Voltaire zu, der auf dem zweiten Stuhl links vom König sitzt und über den Tisch hinweg ein Gespräch mit dem Grafen Algarotti führt. Zwischen den beiden sitzt General von Stille, ganz links Lordmarschall Georg Keith, rechts vom König Marquis d`Argens, Graf Algarotti, Feldmarschall James Keith, Graf Rothenburg und La Mettrie.

Die Potsdamer Tafelrunde ist seit 1747 eine regelmäßige Tischgesellschaft unter Friedrich II. in Sanssouci, das geistreiche Gegenstück zum Tabakskollegium seines Vaters. Hier umgab sich der König mit Geistesgrößen seiner Zeit, zu denen auch der italienische Schriftsteller Francesco Algarotti (1712-1764), der Akademiepräsident, Physiker und Mathematiker Pierre Louis de Maupertuis (1698-1759), der französische Schriftsteller Jean Baptiste de Boyer, Marquis d'Argens (1704 - 1771), der Arzt und Philosoph Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) gehörten. Der berühmteste war der Philosoph Voltaire, der 1750 hinzustieß und später über die Runde bemerkte: "Wäre jemand plötzlich eingetreten, er hätte geglaubt, die sieben Weisen Griechenlands unterhielten sich im Bordell." Nach Voltaires Bruch mit Friedrich II. 1752 ist auch die Tafelrunde gegessen.

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"Im Herzen seines eigenen Staates lässt er Wälder roden, um einen Ort zu schaffen, wo er Mensch sein kann. Das Schloss auf einem Hügel nahe Potsdam ist nicht gedacht, um in barockem Überschwang die Macht und Größe Friedrichs protzig auszustellen. Stattdessen schmiegt ein flacher Pavillon bescheiden und harmonisch sich der Landschaft an. Ein fast verschwörerischer Ort ist dies. Nicht das Gesehenwerden - was man sieht, ist wichtig. Und was man sieht, wenn man die Gärten überschaut, lädt ein zum ruhigen Verweilen. Zu allererst legt Friedrich einen Weinberg an, mit großer Sorgfalt lässt er die Terrassen bauen, damit die Trauben so viel Sonne tanken können wie nur möglich. Der Wein und Sanssouci. Schon die Fassade preist, was aus dem Wein entsteht, Geselligkeit, und singt dem Gott des Weines, Bacchus, Lieder. Soldaten trinken Bier und das gemeine Volk und beide suchen in dem Trank Vergessen. Im Wein liegt Wahrheit. Und der Wein beflügelt. Beflügelt Geist und Witz und Phantasie. Beflügelt auch die glänzend geistvollen Bankette, die Friedrich hier, in dieser Marmorhalle, gibt. Da fließt ja nicht nur Wein. Da sitzt am Tisch, was in Europa Rang und Namen hat in Kunst und Wissenschaft. Jedoch nur Männer. Ausnahmslos. Denn alle Frauen, auch die eigne, schließt Friedrich aus, aus seiner Welt. Wie Artus schafft er eine Tafelrunde." (Schätze der Welt)

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"An der Einweihung des Schlosses Sanssouci im Mai 1747 nehmen 200 Gäste teil. Die Königin ist nicht eingeladen. Rund 300.000 Taler lässt sich der sonst nicht verschwenderische König den Bau des Lustschlosses nach seinen Plänen und denen von Knobelsdorff kosten. Der Name geht zurück auf einen Ausspruch Friedrichs, der sich auf seine dortige Gruft bezog:

Quand je serai là, je serai sans souci!

Sonata in E-moll. So bürgert sich Sans souci – ohne Sorgen – für die 7-Zimmer-Sommerresidenz auf einem künstlich angeschüttetem Weinberg ein. Der 35-jährige König führt hier das Leben eines musikalischen, philosophisch interessierten, schreibenden und disputierenden Herrschers, der ohne Prunk, diszipliniert und bescheiden sein Land regiert. Hier lebt er seinen Traum von der „heilen Welt“. Sein Tagesablauf ist fest geregelt:

Zwischen 3.00 und 4.00 Uhr Wecken. Bereits während des Ankleidens Erledigung der Post. Keine Briefe, außer die Todesurteile, liegen länger als einen Tag. Es werden ihm alle Besucher gemeldet, die in Potsdam angekommen sind. Interessiert ihn jemand, lässt er ihn zu sich bitten. Beim Frühstück trinkt er viel Wasser, Kaffee, gelegentlich auch Schokolade. Währenddessen referieren die Räte über Staatsangelegenheiten. Nach dem Frühstück ein bis zwei Stunden Flötenspiel als Meditation. Danach die Kabinettsräte zum Befehlsempfang.

Von 10 bis 11 Uhr finden Audienzen oder Spaziergänge im Schlossgarten statt. Danach: Parade seiner Garde. Oft kommandiert er selbst. Ab 12 dann die Mittagstafel mit Gästen. Das Mahl dauert zwei bis vier Stunden. Der König isst sehr gern sehr scharf. Seine Köche sind Italiener, Franzosen oder Russen. Ihre Leistungen werden mit Zensuren auf den Menükarten bewertet. An der Tafelrunde sitzen Schriftsteller, Generale, Diplomaten, Offiziere, Philosophen wie Akademiepräsident Pierre Louis Moreau Maupert, der Italiener Francesco Algarotti, d’Argens, Direktor der Literaturklasse an der Akademie, Julien Offray La Mettrie, Arzt und Vorleser des Königs und natürlich Voltaire. Folgendes Lobgedicht auf Friedrich II. ist überliefert:

Ein großer Herrscher bis zur Mittagsstunde,
Am Nachmittag Schriftsteller ersten Ranges,
Tagsüber Philosoph voll edlen Dranges
Und abends göttlich bei der Tafelrunde.

Nach dem Dessert eine halbe Stunde Flöte, Post unterschreiben. Danach Komponieren und Lektüre, gelegentlich Empfang von Besuchern. 6 bis 7 Uhr abends: Kammerkonzert, zuweilen mit hochkarätiger Besetzung: 1. Flöte: Friedrich II. 2.Flöte: Hofkomponist Quantz, Gesang und Cembalo: Herzogin Luise Dorothea von Sachsen Gotha, 1.Violine: Herzog von Braunschweig, Cello: Prinz Heinrich von Preußen. Sonst am Cembalo, der Bachsohn, Carl Phillip Emanuel und an den Violinen die Gebrüder Graun. Oft werden eigene Kompositionen des Königs gespielt, Flötenkonzerte, Sonaten, Sinfonien. Im rechten Flügel hat sich Friedrich eine Bibliothek eingerichtet. Hier stehen in Französisch alle großen Philosophen der Antike bis zur Gegenwart, bevorzugt natürlich Voltaire, Geschichte von Staaten und Kriegen, Memoiren und Porträts von Staatsmännern. Da Friedrich niemals und nirgendwo auf Lektüre und Studium verzichten kann, hat er drei identische Bibliotheken zusammenstellen lassen. Neben der in Sanssouci, eine für die Feldzüge und eine weitere im Berliner Schloss. Üppige Feste finden im Rokoko-Schlösschen nicht statt, auch werden hier selten Frauen gesehen. Die Königin, die im Schloss Niederschönhausen lebt, soll sich nur einmal heimlich, als Friedrich im Krieg war, die Gemächer des Gemahls haben zeigen lassen." (www.preussen-chronik.de)

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"Ansonsten beschäftigte er sich mit dem Aufbau des Landes, mit Architektur und Kunst. Vor allem der Musik war er zugetan. Friedrich spielte meisterlich Querflöte und hat im Laufe seines Lebens 144 Flötenkonzerte und Sonaten geschrieben. Er war ein Querdenker und die überlieferten Berichte loben seine legendäre Tafelrunde in Sans Souci als einen Treffpunkt der Innovationen und des Geistes. Die meisten Teilnehmer dieser Runde waren Gelehrte und Dichter, wie der Mathematiker Wolff oder der französische Dichter Voltaire. Unbesehen seines eigenen Ranges pflegte Friedrich jeden Tag mehrere Stunden mit diesen Leuten zu diskutieren und alle diese angesehenen Leute lobten seinen Geist und sein vielseitiges, aufgeklärtes Wissen." (Manfred Wüst)

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