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Römische Antike Mittelalter



Obst, Gemüse, Nüsse


Gemüse wie Kohl, Rote Rüben, Zwiebeln, Lauch, Amarant und Knoblauch ergänzten bei den meisten mittelalterlichen Menschen täglich die auf Getreide basierte Ernährung. Die stärkehaltige Pastinake spielte in der mittelalterlichen Ernährung eine ähnliche Rolle, wie sie die Kartoffel in der Neuzeit übernahm. Stockfisch mit Pastinaken war ein weit verbreitetes Gericht. Gurken wurden ebenfalls angebaut und spielten beispielsweise in der mittelalterlichen polnischen Küche eine große Rolle. Im 14. Jahrhundert werden sie nahezu immer in Verbindung mit Obst erwähnt und die polnischen Quellen aus dieser Zeit lassen darauf schließen, dass sie unter anderem gemeinsam mit Pfirsichen am Ende einer Mahlzeit serviert wurden. Möglicherweise handelte es sich dabei aber um die Sikkim-Gurke, eine Varietät der Speisegurke, die ausgewachsen einen melonenartigen Geschmack hat. Kohl ließ sich einsäuern und gehörte als Sauerkraut zu den charakteristischen Lebensmitteln im Winter. Bereits der Plan für den Klostergarten von Sankt Gallen aus dem Jahre 820 sah unter den 18 Beeten für Kräuter und Gemüse eines für Kohl vor und auch in anderen Pflanzverzeichnissen wie dem Capitulare von Karl V. ist Kohl aufgeführt. Verschiedene Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Ackerbohne, Linsen und Erbsen waren ein wichtiger Bestandteil der Ernährung, da sie sich gut aufbewahren ließen. Wurden sie allerdings zu feucht gelagert, bestand die Gefahr, dass sie zu keimen begannen. Bereits im 15. Jahrhundert begann man deshalb in England „canebyns“ herzustellen. Dafür wurden Hülsenfrüchte wiederholt in frischem Wasser eingeweicht und anschließend auf einem heißen Stein oder im Bäckerofen getrocknet und dann grob vermahlen. Aus diesen Erbs- und Bohnenmehlen kochte man Eintöpfe oder dicke Breie. Mit Ausnahme von Erbsen galten Hülsenfrüchte wegen ihrer Tendenz, Flatulenz zu verursachen, als bäuerliche Kost. Linsen sagte man nach, dass sie den Magen reizten, das Augenlicht schwächten und schwere Träume verursachten.

Tacuinum Sanitatis, 15. Jhd.

Melonenernte



Der Volkskundler Gunther Hirschfelder hält es für wahrscheinlich, dass Brei- und Brotspeisen im Sommer und Frühherbst nur in geringem Maße auf den Tisch kamen und sich die ländliche Bevölkerung von Juni bis Oktober von einer breiten Palette an Frucht-, Beeren und Pilzgerichten ernährte. Auf diese Weisen ließen sich die Getreidevorräte strecken, die in schlechten Erntejahren nicht bis zur nächsten Ernte reichten. Obst war außerdem eine häufige Zutat vieler Fleisch- und Fischgerichte. Ein charakteristisches Beispiel dafür ist Tart de brymlent, ein Fischauflauf aus der Rezeptsammlung Forme of Cury, dessen Füllung aus Feigen, Rosinen, Äpfeln, Pfirsichen, Pflaumen und Lachs, Heilbutt oder Kabeljau bestand. Da Honig und Zucker teuer waren, wurde die Süße von Obst genutzt, um Speisen einen süßen Geschmack zu geben. Äpfel, Birnen, Kirschen, Walderdbeeren, Pflaumen, Zwetschgen, Maulbeeren und Quitten konnten auch im nördlichen Europa angebaut werden. Ausgrabungen wie der der frühmittelalterlichen Stadt Haithabu in Schleswig zeigen allerdings, dass das gesammelte Steinobst das angebaute im Verhältnis von 10:1 überwog. Gesammelt wurden auch heute kaum noch genutzte Beeren wie Weißdorn oder Eberesche. Im Süden spielten Zitronen, Granatapfel, Feigen und Wein eine sehr große Rolle in der Ernährung. Importierte Datteln zählten zu den beliebtesten und teuersten Näschereien des Mittelalters und wurden im 14. Jahrhundert in Frankreich bei Staatsbanketten zum Dessert serviert. Man verwendete auch schon Orangen, allerdings nicht die süßen Arten, die erst in der Neuzeit eingeführt wurden, sondern Bitterorangen. Nüsse standen gleichfalls auf dem mittelalterlichen Speiseplan. Hasel- und Walnüsse wurden im Herbst gesammelt; in den südlicheren Regionen Europas spielten außerdem Kastanien eine große Rolle. Neben dem wichtigen Lein, der gleichermaßen der Öl- wie Fasergewinnung diente, waren auch Bucheckern eine wichtige Ölpflanze. Von besonderer Bedeutung war die Mandel, die als Mandelmilch neben Verjus eines der Grundelemente mittelalterlicher Saucen war.

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